Pokal der blauen Schwerter 2018
GEWICHTHEBERTURNIER "POKAL DER BLAUEN SCHWERTER" MEISSEN 2018
29. Gewichtheberturnier „Pokal der Blauen Schwerter“ am 12. Mai 2018 ist Geschichte. Die Pokalpremiere in der neuen Meißner Athletikhalle im Sportzentrum Heiliger Grund war erfolgreich. Ein großes Dankeschön geht an alle, die dies ermöglicht haben.
Der Heilige Grund bebte
Die Athleten-Skulptur „Beck“ am Wellblechdom jubelt mit erhobenen Armen: Die Pokal-Premiere in der neuen Wettkampfstätte im Heiligen Grund ist gelungen.
Bis zuletzt wurde gewerkelt, koordiniert und getestet. Schirmherr Oberbürgermeister Olaf Raschke war sein Stolz anzumerken, als er bei der Begrüßung vor internationalem Publikum, darunter zahlreiche Medienvertreter, die wundersame Wandlung vom maroden Hallenbad zum modernen Stemmer-Tempel erläuterte und die Macher hervorhob: „Ich danke den Planern, allen Bauleuten, den Kollegen der Verwaltung, den Organisatoren und allen Unterstützern, die aus einer anfänglichen Idee ein anspruchsvolles Projekt in so kurzer Bauzeit Realität werden ließen.“ Die Spitzen-Athleten aus 9 Ländern antworteten auf ihre Art mit einem äußerst dramatischen Kampf um das weiße Gold. Schon vorher war bekannt geworden, dass Max Lang als dreifacher Pokalsieger seinen Titel bedauerlicherweise wegen Verletzung nicht verteidigen konnte. Auch der aktuelle europäische Champion Nico Müller und Vize-Europameister Robert Joachim konnten leider nicht antreten. Meißen hofft sehr auf ein Wiedersehen mit den deutschen Olympiahoffnungen bei der 30. Pokalauflage 2019.
Bereits zur Nachmittagsveranstaltung war der Saal komplett gefüllt. Was die Liebhaber der Schwerathletik so sehr gehofft hatten, ging in Erfüllung: Die legendäre Pokalstimmung entfachte sofort mit der ersten Hebung und wurde von Marc Huster als Moderator in Bestform von Versuch zu Versuch weiter angeheizt. Besonders bejubelt wurde Lokalmatador Hagen Janta, was ihn zu neuen Bestleistungen beflügelte. Auch Moritz Huber profitierte vom Fluidum und schaffte die Norm für die Junioren-WM. Als Punktbeste des ersten Durchganges erhielten die französische Vize-Europameisterin Anais Michel und der Lette Vadims Kozevnikows von der Porzellanmanufaktur gestiftete Sonderpreise aus den Händen des erfolgreichsten deutschen Gewichthebers, Ronny Weller. Im Interview lobte der Olympiasieger von 1992 die hervorragenden Bedingungen in der Halle und betonte: „Ich kann aus eigener Erfahrung beurteilen, dass die Meißner Fans mit zu den besten Zuschauern im Weltgewichtheben zählen. Sie sind genauso Kult, wie die Blauen Schwerter und ihr Pokal.“
Die rappelvolle Abendveranstaltung begann mit einem Paukenschlag. Die lettische Europameisterin Rebeka Koha übernahm die Führung und ließ viele männliche Kontrahenten hinter sich. Lange sah es so aus, als müsste sie sich diesmal nicht mit der kleineren Vase zufrieden geben.
Überhaupt, die Damen - die aktuelle europäische Creme war zahlreich vertreten. Was die attraktiven Heberinnen um Rebeka, Joanna Lochowska (Pol/1. EM), Gaëlle Nayo Ketchanke (Fra/2. EM), Anni Vuohijoki (Fin/3. EM) und Sabine Kusterer an Athletik und technischer Eleganz boten, war tolle Werbung in eigener Sache. Nach Huber konnten sich auch Jon Luke Mau und der Torgauer Julian Pianski ihre Tickets für die Junioren-WM in Taschkent sichern. „Jonny“ wurde vor Simon Brandhuber sogar bester deutscher Starter, avancierte mit 6 Gültigen und Salto-Pose zum Publikumsliebling. Dafür erhielt der Frankfurter am Ende den Ehrenpreis der Schwerter-Brauerei vom Vertriebschef Herrn Rogge überreicht. Die mehrfachen Olympiateilnehmer Jürgen Spieß und Almir Velagic waren wie angekündigt nicht in Bestform.
Trotzdem wollten auch sie sich auf der neuen Bühne präsentieren, was von den fachkundigen Fans honoriert wurde. Als Jürgen Spieß ebenfalls einen Salto andeutete und lächelnd abwinkte, zeigte er, dass er Humor und Kampfgeist nicht verloren hat. Als Höhepunkt des Abends lieferten sich der Spanier David Sanches (EM-3.) mit dem zweifachen Pokalsieger und Ex-Europameister Bernadin Kingue Matam (Fra) sowie dem lettischen Jugendchampion Ritvars Suharevs einen packenden Dreikampf mit ständigen Wechseln an der Spitze. Alle drei verdrängten Rebeka, der als „Trost“ wieder „nur“ der Damenpokal blieb. Obwohl ihr Landsmann Suharevs knapp an einer neuen Rekordpunktzahl scheiterte, sah er wie der sichere Sieger aus. Aber er hatte die Rechnung ohne Europameister Arkadiusz Michalski gemacht. Im allerletzten Versuch bewältigte der Pole unter tosendem Beifall sensationell die Schnapszahl-Last von 222 kg und schob sich an die Pole-Position. Überglücklich stemmte er auch den Siegerpokal, welchen Frau Preuß, Produktionsleiterin der Porzellanmanufaktur, überreichte. EWF-Vizepräsident Colin Buckley war stolz über das Top-Ten-Abschneiden seines Schützlings Sean Brown mit irischem Rekord. Buckley teilte die allgemeine Euphorie und bediente sich augenzwinkernd eines Wahlspruches: „Make Meißen great again.“ Genau wie die Iren waren die anderen Teams angetan vom ausgezeichneten Umfeld und der stimmungsvollen Atmosphäre. Alle würden gern wiederkommen. Bis zum Sommer wird die IWF die Qualifikations-Modalitäten für Olympia festlegen. Erst danach kann die Terminplanung für das 30. Turnier der Blauen Schwerter beginnen. Dann wird es auch die Athleten-Skulptur am Wellblechdom nicht mehr auf seinem alten Sockel halten. Schließlich möchte „Beck“ ebenfalls wieder ganz nah am Geschehen sein und die Hanteln direkt neben sich poltern hören.